Was ist Seide?

Seide

Seide

Seide zählt zu den tierischen Naturfasern und wird aus den Kokons der Seidenspinnerraupe (kurz Seidenraupe) gewonnen. Der Seidenspinner ist eine ursprünglich in China beheimatete Schmetterlingsart, die heutzutage für die Seidengewinnung in großer Anzahl gezüchtet wird.

Die Raupen ernähren sich hauptsächlich von frischen Blättern des Maulbeerbaumes, was die Zucht abhängig vom Wachstum der Maulbeerbäume macht.

Wenn sich die Raupe verpuppt, produziert sie mittels spezieller Drüsen am Kopf die Seidenfaser, auch Filament genannt, in die sie sich schließlich mehrere hunderttausend Mal einwickelt. Seide ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlosfaser.

Wie wird Seide gewonnen?

Ein Schmetterling legt etwa 300 bis 400 Eier, aus denen kleine Raupen schlüpfen. Die Raupen sind sehr gefräßig und werden innerhalb eines Monats bis zu 10 cm groß. Ab diesem Moment fangen sie auch schon an sich einzuspinnen, dabei helfen ihnen zwei Drüsen, die sich am Kopf befinden. Aus den zwei Drüsenöffnungen wird ein dickflüssiger Saft herausgepresst, aus dem zwei Fäden werden. Außerdem wird gleichzeitig Seidenleim produziert, der die zwei Fäden verklebt.

Die Raupe umhüllt sich damit komplett und so entsteht der Kokon. Würde der heranreifende Schmetterling schlüpfen, würde der Faden dabei zerstört werden, deswegen werden die verpuppten Raupen mit heißen Dampf abgetötet. Der Faden von einem unzerstörten Kokon kann bis zu 3000 m lang sein. Beim Lösen des Kokons zu einem Faden entstehen 3 Qualitäten von Seide:

  • Haspelseide
  • Schappeseide
  • Bourretteseide

Etwa ein Viertel des Kokons lässt sich problemlos abwickeln, man nennt diesen Prozess auch abhaspeln. Dieser abgehaspelte Faden muss nicht versponnen werden, hat einen besonders schönen Glanz und ist unvergleichlich glatt. Man spricht bei dieser besonders wertvollen Qualität von Haspelseide. Der Rest des Kokons muss versponnen werden und weist nicht die gleiche Qualität auf, man spricht hier von Schappeseide. Die Reste, die bei der Gewinnung anfallen bezeichnet man als Bourretteseide, dabei handelt es sich meist um kurze Faserstücke.

Im letzten Schritt muss man die gewonnenen Seidenfäden vom Seidenleim befreien, der die Fäden hart und klebrig macht. Das erreicht man am besten, indem man die Seide in Seifenlauge wäscht. Bei diesem Vorgang verliert der Seidenfaden 20 – 30 % an Gewicht und wird für die Weiterverarbeitung zu leicht, deswegen wird er meist mit einem Kunstharz überzogen.

Wie wird Seide hergestellt?

Die Farbe des Rohseidenfadens ist bisher noch eher gelblich bis grau, zudem hat der Faden eine stumpfe Oberfläche mit leicht knirschendem Griff. Schuld daran ist der natürliche Seidenleim Sericin, auch Seidenbast genannt. Vor der Weiterverarbeitung muss der Seidenfaden deshalb entbastet werden. Dazu wird er in Seifenwasser gekocht, bis der Faden weich, glänzend und leicht aufgehellt ist.

Durch bestimmte Webverfahren lassen sich schließlich aus den Fäden die unterschiedlichen Stoffqualitäten von hauchzart bis eher robust herstellen.

Charakteristisch für Seidenstoffe in Atlasbindung ist der dezente Glanz der Oberfläche. Zudem sind Seidenstoffe hygroskopisch, das heißt, sie verfügen über die Fähigkeit, über die Hälfte ihres Gewichts an Feuchtigkeit aufzunehmen ohne sich feucht anzufühlen.

Darüber hinaus wirkt Seide temperaturausgleichend, kühlt also im Sommer und wärmt im Winter. Auch als Füllmaterial für Kopfkissen und Bettdecken ist Seide, neben den genannten Eigenschaften, vor allem wegen ihrer Weichheit und dem geringen Gewicht bestens geeignet.

Was ist der Unterschied zwischen Zuchtseide und Wildseide?

Wie bereits erwähnt stammt ein Großteil der produzierten Rohseide heute von Seidenspinnern, die vom Menschen speziell für die Herstellung von Seide gezüchtet werden. Man spricht in diesem Fall von Zuchtseide. Die Tiere werden vor dem Schlüpfen getötet, damit der Faden, aus dem der Kokon besteht, nicht zerrissen wird. Als Folge kann aus dem Endlosfaden ein Stoff von makellos glatter Struktur gewebt werden.

Im Vergleich dazu stammt der Rohstoff für Wildseide von wildlebenden Schmetterlingsarten, wie dem Japanischen Eichenseidenspinner oder dem Atlasspinner, die nicht getötet werden, sondern ganz normal schlüpfen. Natürlich wird der Seidenfaden des Kokons dabei beschädigt. Beim Weben fügt man die kürzeren Fäden wieder zusammen, wodurch die leicht noppenartige, unregelmäßige Oberflächenstruktur herrührt, die für Wildseidenstoffe charakteristisch ist.

Abgesehen vom Erscheinungsbild und der Tatsache, dass Wildseide in der Regel etwas dicker ist als Zuchtseide, bestehen hinsichtlich der sonstigen Eigenschaften von Seide zwischen den beiden Varianten jedoch keine weiteren Unterschiede.

Die Geschichte der Seidenherstellung

In China hat die Seide Herstellung bereits eine unglaubliche lange Geschichte. Man vermutet, dass erste Seidenerzeugnisse bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. unter Kaiser Fu Xi hergestellt worden sind. Tatsächlich haben einzelne archäologische Ausgrabungen, Fragmente von Seidengeweben zutage gefördert, die auf ungefähr diese Zeit datiert werden konnten. Fest steht, dass der Seidenhandel bereits zu Beginn unserer Zeitrechnung florierte.

Die vornehmen Frauen Roms liebten das luxuriöse Material, um sich damit zu schmücken – vor allem aber auch, um ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Immerhin dauerte der Transport von den Häfen Chinas bis zur italienischen Küste ganze 18 Monate. Entsprechend astronomisch war vermutlich auch der Preis. Seide avancierte zum Statussymbol der Reichen und Mächtigen, davon profitierte natürlich auch die Seide Herstellung. Die Faser war auch schon immer sehr beliebt für die Herstellung von Seidenbettwäsche.

Ein Import über die legendäre Seidenstraße setzte verstärkt ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. ein. Bis ins späte Mittelalter hinein wurde die Seidenstraße, die Asien und das Mittelmeer auf dem Landweg verbindet, von Handelskarawanen genutzt. Im 17. bis 19. Jahrhundert entwickelten sich in Frankreich, der Schweiz und in Deutschland bedeutende Seidenindustrien. Bis heute wird jedoch der Großteil an Seide immer noch in China produziert. Weitere wichtige Erzeugerländer für Seide sind Japan und Indien.